Erst am 22.Juni ist in der Mongolei der längste Tag, weil man hier sieben Stunden voraus ist. Und dieser längste Tag hatte es in sich! Die Kursteilnehmerzahl an Petrigns Refresherkurs verdoppelte sich, jene an Retos Basic-Screener-Kurs verdreifachte sich.Niemand konnte uns sagen warum. Das stresste uns aber keineswegs, freute uns sogar sehr, weil somit das Rendement unserer Expedition entsprechend besser ausfällt. Aber dann kamen sie in Massen daher, die vollwangigen mongolischen Säuglinge und Toddlers mit ihren unbeschreiblich dicken Oberschenkeln. Sie kamen mit Eltern und Grosseltern, es entstand ein unglaubliches Gedränge im Raum, alle wollten sie zuerst drankommen. Sie liessen uns kaum Raum beim Ultraschallgerät, aber sie mussten wohl oder übel warten und nochmals warten, denn die Fortgeschrittenen und erst recht die Anfänger taten sich schwer beim Schallen dieser fettumhüllten Hüftgelenke, die auch für alte Hasen wie Reto und Petrign, ja sogar für die weltweit erfahrenste Hüftsonografin Suvdaa eine grosse Herausforderung sind. So dauerte ein Sono ohne weiteres zwanzig Minuten, wo wir doch sonst, bei feingliedrigeren Kindern, innert kurzer Zeit taugliche Aufnahmen beider Hüftgelenke hinkriegen. War das Teaching am Morgen recht locker gewesen, war das Sonografieren dieser Kleinen, das nicht mehr enden wollte, ein Effort ohnegleichen, sodass man sagen muss, dass wir hinterher, das heisst nach zehn Stunden völlig ausgepumpt waren. Eben: auf den Hund gekommen. Mehreren Kindern mussten wir Tübinger Schienen anpassen, hatten aber nur unsere mitgebrachten, gut erhaltenen und frisch gereinigten Occasionsschienen aus der Schweiz mit dabei, in welche die dicken Oberschenkel unserer Patienten nicht hineinpassen. Draussen war wunderschönes Wetter mit dem unglaublichen mongolischen Licht, das jenem der Provence so ähnlich ist. Nun hoffen wir, morgen etwas mehr davon zu sehen, wissen aber, dass die nächste Welle bereits im Anrollen ist.., was uns nur recht sein kann, denn dafür sind wir ja hierher gekommen.
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