Die Interessenskonflikte hier in der Mongolei haben sich leider nicht verändert. Weiterhin werden uns täglich Babies in Zaum und Lederzeug präsentiert mit einem Bündel von Röntgenbildern und Medikamenten für die Förderung der Hüftreifung. Soweit ok. Nur hat das Kind oft überhaupt keine Dysplasie, die Behandlung ist somit völlig unnötig und behindert die ganze Familie. Nur haben die Eltern fast den Lohn eines Monats harter Arbeit aufwenden müssen, um die Abklärungen und Massnahmen zu bezahlen. Nur ist das Gesundheitswesen im öffentlichen Spital eigentlich umsonst. Nur darf das „trauma center“, die einzige orthopädische Klinik des Landes, mit staatlichem Segen trotzdem die hohle Hand machen. Und vermutlich auch aus diesem Grund krallen sich dort die lieben Kollegen so sehr an ihren veralteten Richtlinien fest – denn nur diese garantieren den Geldfluss.
Der Ärger treibt uns Röte ins Gesicht. Feuchte Augen verursachen uns dann allerdings die Freudentränen der Mutter, als wir ihr versichern, ihr Kind habe völlig normale Hüften und alle Behandlungsmassnahmen können abgebrochen werden.Nachbemerkung 1: unser Unverständnis darüber, dass viele Eltern lieber die teuren „Dienste“ der Spezialklinik in Anspruch nehmen, als unseren Umsonst-Service, kontert Harry staubtrocken: „Würdest Du denn in ein Gratis-Bordell gehen?“Nachbemerkung 2: die meisten Ärzte an öffentlichen Kliniken verdienen mit ihrem 100% Job nicht genug, um ihre Familie ernähren zu können. Die guten unter ihnen verschwinden in Privatkliniken, die anderen brauchen ein Zusatzeinkommen zum Überleben. Das mongolische Gesundheitssystem sieht sich mit riesigen strukturellen Problemen konfrontiert…
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